Weinprobe

Heute allein - keiner da,
Weinprobe gefällig? - klingt wunderbar !
Mitreden können, Jeder hat Ahnung bloß nicht ich,
das wird sich jetzt ändern, schlau mach ich mich.
Drei Flaschen Bezahlbaren erstanden, ich bin ja nicht reich,
auch eine Stange Weißbrot zum Neutralisieren, für den optimalen Vergleich.
Edle Gläser zum Trinken, um den Genuss zu heben,
meine Weinprobe kann beginnen, heute lasse ich Euch alle hochleben.

Das Dekantieren sei sehr wichtig -
ja wenn schon, dann auch richtig!
Flaschen entkorkt und die Tropfen umgefüllt,
Rotwein muss atmen, ob ein offenes Fenster den Zweck erfüllt?
Wie lange er zum Schnaufen braucht? - ich bin schon bereit,
ein paar Atemzüge müssen reichen - hab ja nicht ewig Zeit!
Drei Gläser gefüllt und kurz nacheinander geleert,
dazwischen Weißbrot gekaut, wie es sich gehört.
Hab keinen Unterschied gemerkt, der Fehler liegt wohl in meinem System,
ich werde es nochmals versuchen, das muss doch irgendwie gehen!

Prozedur wiederholt, zusätzlich mit Riechen probiert,
hat aber nur zu schwebender Leichtigkeit geführt.
Was mache ich bloß falsch, ich fange nochmals von vorne an,
ich bin halt keinen Alkohol gewöhnt, vielleicht liegt es daran.
Blume, Geschmack - vollmundiges Bouquet?
bloß noch drei Flaschen, die ich hier vor mir seh.
Oder sind es doch am Ende mehr?
Keine Ahnung wie viele, ich weiß bloß, sie sind leer.
Geschmeckt hat mir keiner - woher ist mir plötzlich so schlecht?
War wohl eine überlagert - geschieht mir ganz Recht.
Ich glaube nicht an Märchen, doch weiß ich im Vertrauen,
der Geist des Weines hat mich umgehauen.

Das Telefon klingelt aus weiter Ferne -
ja Moment, ich komme.....würde ich zumindest gerne.
Ich hebe einen Arm, doch mein Bein schnellt in die Höh',
komme mir vor wie im Aquarium, weil ich alles so verschwommen seh.
Versuche es nochmals morgen, lass mich doch allein,
lass mich einfach hier auf dem Boden liegen... 
Nie wieder Wein!

© Liane Porger

zurück