Maud ist krank, Demenz. Sie weiß selbst nur, dass sie
vergesslich wird und schreibt daher alles auf kleine Zettelchen. Leder
sind diese oftmals so knapp ohne Zusatzinformation, sodass sie nicht
mehr viel damit anfangen kann. Genau wie der Knoten im Taschentuch, der
nur noch "das" und nicht mehr an "was" erinnert.
Anfangs schmunzelt man über die hundertfachen Einkäufe von
Dosenpfirsichen, aber mehr und mehr ist der Leser selbst Maud. Man fühlt
körperlich die abfälligen Blicke, die genervten Antworten der Anderen,
ja man hält die Luft an, um sich mit Maud an Wichtiges zu erinnern...da
muss doch was gehen. Täglich spürt Maud das "Wenigerwerden", lebt und
erinnert sich mehr und mehr an das Gestern und kann das Heute nicht mehr
speichern. Das Früher und Heute vermischen sich so sehr, dass Maud wie
in einer Parallelwelt lebt. Nur ein einziger Gedanke zieht sich durch
ihr eintöniges tägliches Leben: Elizabeth, ihre Freundin, die sie so
sehr vermisst und nach der sie überall sucht. Diese Freundin Elizabeth
ist der Strohhalm, woran sich Maud klammert in ihrer immer kleiner
werdenden, einsamen Welt. Der einzige stabile Punkt im Jetzt. Sie
versteht nicht, dass keiner nach Elizabeth sucht und sogar die Polizei
macht dumme Witze über ihre Vermisstenanzeige.
Das Buch lässt sich leicht lesen und man findet auch nach einer Pause
schnell wieder in die Situation zurück. Die Erzählform im "ich" zeigt
ungeahnte Facetten dieser Krankheit Demenz: verblüffend, verwirrend und
auch schockierend.
Aber auch die andere Seite wird sehr eindrücklich geschildert - das
Leben mit einem dementen Familienmitglied. Die Entscheidung für die Art
der Betreuung - im eigenen Haushalt oder doch in einem Wohnheim. Der
Leser erhält keinen Leitfaden und auch keine Empfehlung oder gar ein
Urteil für oder dagegen - das finde ich besonders gut gelungen.
Das Buch regt sehr zum Nachdenken über diese Krankheit an und bringt mit
Sicherheit mehr Verständnis für die Betroffenen - auf beiden Seiten.
Ein wundervolles Buch - herzlichen Dank, dass ich es zuerst lesen
durfte.
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