RECHTSSTAATLAND -

UND SEINE SORGE FÜR DIE SCHUTZBEFOHLENEN

Ein modernes Märchen
Begebenheiten und Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
wären rein zufällig und sind keineswegs beabsichtigt!

 

KAPITEL III

DER PROZESS

 

Die WEHRHAFTE verließ eilends den Ort der üblen Verleumdung und im Schutze ihres Fuhrwerks ließ sie den Tränen freien Lauf. Sie war stolz, ob ihrer neu gewonnenen Stärke, wodurch sie den hässlichen Worten des bösen WEIBes der GESCHWISTER SKRUPELLOS lange standzuhalten vermochte. Dennoch ward ihr bewusst, dass es noch viel der Übung bedurfte, um solchen Anfeindungen auch weiterhin den nötigen Widerstand bieten zu können. Als ihre Tränen versiegten, informierte sie die NOTHELFER, welche allen Geschundenen der Provinz in der Not zur Seite standen. Diese versprachen mit dem neuen LEHNSHERRN zu bereden, wie man gegenseitige Übereinkunft erreichen könne. Danach lenkte sie etwas erleichtert ihr Fuhrwerk gen Heim und kontaktierte alsbald auch das GEMEINWOHL welches ebenfalls versicherte, sich der Klärung behilflich zu zeigen. Es galt die getroffene Übereinkunft mit der neuen VASALLIN des LEHNSHERRN zu erneuern - entgegen derer unerwarteten Beteuerung, dass eine solche Vereinbarung nie getroffen wurde.

Die anderen Mägde und Knechte erkundigten sich nach dem Verlauf des Disputs und die WEHRHAFTE berichtete von den niederträchtigen Worten des bösen WEIBes der GESCHWISTER SKRUPELLOS und dass dies im Besonderen das Zeugnis der NEIDERIN für alle Anschuldigungen anführte. Da waren die Kollegen sehr böse und schimpften mit der NEIDERIN ob deren Falsch, sodass diese am nächsten Tag eine Bulle sandte, worin sie widersprach und eindringlich bat, die WEHRHAFTE möge den Worten der Lüge vorgebracht durch das WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS weder Treu noch Glauben schenken.

Kurz darauf schrieb das GEMEINWOHL dem bösen WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS, dass man nach Verstreichen eines weiteren Mondes zusammenkommen und die Angelegenheit gemeinsam erörtern wolle, besonders im Hinblick auf die getroffene Vereinbarung mit der neuen VASALLIN, wonach die WEHRHAFTE nach Ablauf von 2 Monden wieder in die Dienste treten dürfe.

Obwohl sich NOTHELFER und GEMEINWOHL beide um Kontakt und Klärung bemühten, verging ein weiterer halber Mond ohne eine Nachricht, und so verstrich auch der Termin der vereinbarten Rückkehr, ohne eine Meldung. Da sandten die NOTHELFER eine Bulle mit Termin zur Vorsprache im Hause des neuen LEHNSHERRN und die WEHRHAFTE begab sich an besagtem Tage erneut an den Ort der üblen Worte.

Wiederum nahm das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS keinerlei Blatt vor den Mund und wiederholte selbst vor den Abgesandten der NOTHELFER ihre üblen Verleumdungen. Die WEHRHAFTE habe nie ihr Soll erfüllt, sondern immer getrödelt und zudem ohne Not ob ihres großen Tagwerks gejammert. Eine andere Magd habe aber all diese Arbeit innert kurzer Zeit und zusätzlich zu deren eigener Pflicht verrichten können. Außerdem würden sich die Mägde und Knechte weigern, gemeinsam mit der WEHRHAFTEn ihre Frondienste zu verrichten, da sie diese angeblich niemals leiden mochten. Schon ob dieser Verweigerung der Zusammenarbeit dürfe die WEHRHAFTE nicht mehr zurückkehren und als Bürge aller üblen Verleumdung nannte das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS wiederum die NEIDERIN.

Die WEHRHAFTE hörte geduldig die Anschuldigungen und perfiden Verleumdungen und als das WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS endete erwiderte sie nur, dass dies alles ohne Beweis sei und Niemand dem Vorgebrachten je einen Glauben zu schenken vermöge. Trotzdem schlug sie vor im Kreise der Mägde und Knechte und ebenso der VASALLEN über alle möglichen Schwierigkeiten zu disputieren, um dadurch Hindernisse vor ihrer Rückkehr aus dem Wege zu räumen. Doch da erschrak das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS - lief es doch Gefahr, dass die eigenen Lügen aufgedeckt und es selbst in Verruf geraten könne. Auch hatte die WEHRHAFTE Kenntnis dunkler Geheimnisse, die sie möglicherweise ans Tageslicht brachte, sofern sie tatsächlich in das Haus des neuen LEHNSHERRN zurückkehrte. Daher behauptete es, dass es selbst keinerlei Befugnisse habe und erst mit der neuen VASALLIN reden müsse, da diese alleine mit entsprechender Handhabe ausgestattet sei, um Verfügungen zu treffen. Sie versprach nachdem die Sonne 3 Male am Horizont auf- und wieder untergegangen war, würde sie der WEHRHAFTEn die Entscheidung der VASALLIN zur Kenntnis bringen.

Doch die Tage vergingen ohne Nachricht. Da schrieb die WEHRHAFTE als letzte Hoffnung an einen ihr wohlgesonnenen Knecht und bat um Hilfe. Sie schilderte ihm, wie das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS ihre Rückkehr verhinderte und dass sie nun vergeblich auf eine bereits versprochene Antwort wartete. Der Knecht überbrachte ihre Nachricht dem neuen VASALLEN des LEHNSHERRN, der ein gerechter und weiser Mann war und Lösung verschaffen konnte. Dieser setzte sich mit der WEHRHAFTEn in Verbindung und nachdem diese ihm ihr Leid geklagt, bat er bestürzt um Abbitte, da ihm ein solch verwerfliches Verhalten niemals zuvor bei dem großen LEHNSHERRN vermeldet wurde.
Er versprach Klärung und Hilfe und sich alsbald wieder mit ihr in Verbindung zu setzen.

Kurze Zeit später kam eine Bulle von dem ADVOKATEN des WEIBes der GESCHWISTER SKRUPELLOS. Man missbillige ihre Rückkehr, da man nicht glaube, sie könne wieder ihre Dienste wie gewohnt verrichten. Außerdem fordere man Zeugnis der Medici, dass sie nach einer gewährten Schonzeit wieder ohne körperliche Makel vollumfänglich dienstfähig sei. Doch wie konnte man eine Garantie geben, wo es für nichts eine Gewähr gab? Die WEHRHAFTE hatte Schaden an Körper und Gesundheit, welche nicht wieder zu beheben waren, auch nach längster Zeit der Schonung. Trotzdem war sie bereit und fähig die gewohnten Dienste zu tun, nur das alleine zählte.

Bevor sie selbst zum ADVOKATEN ging, was gleichbedeutend mit der Einbuße einer Rückkehr zu setzen war, beschloss sie einen letzten Versuch zur Befriedung zu unternehmen. Sie schrieb, dass sie nicht zum ADVOKATEN gehen wolle und bereit wäre alles zu tun, was man von ihr verlange, wenn man sie nur genau unterweisen würde. Doch eine Antwort blieb weiterhin aus, und als auch der neue VASALL sein Versprechen brach, wurde es der WEHRHAFTEN ganz bang.

 

Unerwartet sandte das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS eine hinterlistige Nachricht, dass man sie gerne nochmals einladen würde, um alles für die Rückkehr zu besprechen. Als Teilnehmer der Runde benannte sie die neue VASALLIN, den neuen VASALLEN und sich selbst. Erfreut stimmte die WEHRHAFTE zu und ging frohen Mutes zu dieser Zusammenkunft, da sie hoffte endlich alles zu klären und so zu ihrem Recht zu kommen. Sie vertraute auf die Anwesenheit der neuen VASALLIN und besonders des neuen, netten VASALLEN des LEHNSHERRN, der ihr zuvor Abbitte geleistet und seinen Beistand versprochen hatte.

Am Morgen der Zusammenkunft hatte die WEHRHAFTE ein ungutes Gefühl, und ihr Bauch mahnte vehement, dass sie sich mit erhöhter Vorsicht dem Gespräch stellen solle. Mit schlimmer Vorahnung wurde sie erneut im Haus des Dienstherrn vorstellig und beschloss nur auf die vorgebrachten Ansinnen der Gegenseite achtzugeben, ohne dabei jegliche eigene Rechtfertigung vorzubringen. Es gab nie einen Beweis für die gemeinen Verleumdungen, daher behielt sie ihre Argumente für einen möglichen Termin vor dem KADI, welcher mit Sicherheit alsbald stattfinden würde.

Als sie den Hof betrat, freuten sich die Mägde und Knechte. Sie umarmten und küssten sie und fragten, wann sie endlich wiederkommen und mit ihnen zusammen sein würde. Auch das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS machte freundliche Mine bei der Begrüßung, doch sobald die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, war sie gefangen in einem raffiniert gestellten Hinterhalt.
Kaum, dass sie saß blies die neue
VASALLIN ins gleiche Horn des bösen WEIBes der GESCHWISTER SKRUPELLOS. Sie beschuldigte die WEHRHAFTE mit schmachvollen Worten und bestritt je eine Übereinkunft mit dem GEMEINWOHL der WEHRHAFTEN getroffen zu haben. Weiter führte sie aus, Bedienstete die man wie die WEHRHAFTE der vorgebrachten, verwerflichen Vergehen anklagen könne, erhielten von dem neuen LEHNSHERRN kein Angebot im Dienst zu verbleiben. Daher solle sie zu ihrem ADVOKATEN gehen und sich mit dem Aufheben des Kontrakts unter Zahlung eines kleinen Obolus einverstanden erklären.

Zu all diesen Beschuldigungen schwieg der neue VASALL, doch die WEHRHAFTE sah sein großes und schmerzliches Bedauern und auch eine tief empfundene Entschuldigung in seinem hilflosen Blick. Unvorstellbar mit welchen Mitteln man ihn wohl zu knebeln vermochte und auch als sie ging, fand er nur einen traurigen Blick, aber kein klärendes Wort für sein Schweigen. Zurück in ihrem Gefährt weinte die WEHRHAFTE erneut bittere Tränen der Enttäuschung, doch auch diese Schmach vermochte sie umso mehr zu stärken. Bereits 3x erduldete sie schlimme Anschuldigungen ohne sich zu wehren, denn sie sammelte alle Argumente, um zu gegebener Zeit und erst nach Vorlage von Beweisen darauf zu reagieren.

Ihr ADVOKAT schrieb dem ADVOKATEN des bösen WEIBes der GESCHWISTER SKRUPELLOS, dass alles Vorgebrachte ohne Spur des Beweises, jegliches Ansinnen ohne Grundlage sei und daher sofort die Gewähr zur Rückkehr erteilt werden müsse. Doch die ADVOKATIN des bösen WEIBes der GESCHWISTER SKRUPELLOS rief den ADVOKATEN der WEHRHAFTEN an und teilte ihm mit, dass man sie sehr gerne wieder in ihren Diensten wisse, es momentan jedoch keinerlei Möglichkeit gab sich besonders um die WEHRHAFTE zu kümmern. Man stellte 9.000, - Talerchen in Aussicht, sofern die WEHRHAFTE selbst auf eine Rückkehr verzichtete. Doch die WEHRHAFTE weigerte sich und so schrieb ihr ADVOKAT erneut an die Gegenpartei. Daraufhin erhielten sie die Meldung, dass nun plötzlich der Dienstbereich der WEHRHAFTEN aufgelöst sei und man sie schon alleine aus diesem Grund nicht mehr benötigen würde. Als Entschädigung erhöhte man nun auf 12.000, -Talerchen, um die WEHRHAFTE gefügig zu machen, zumal dies viel mehr wäre, als ihr von Rechten her zustünde. Aber die WEHRHAFTE verweigerte erneut die Zustimmung, sie wollte ihre Dienste tun und bat daher ihren ADVOKATEN beim KADI vorzusprechen, damit dieser ein gerechtes Urteil fälle.

Zwischenzeitlich hatte das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS keine Zeit verstreichen lassen und bei den NOTHELFERN um Zustimmung zu ihrer Entfernung aus den Diensten angefragt, doch der ADVOKAT der WEHRHAFTEN bat per Dekret um Vertagung der Entscheidung, bis zur Anhörung vor dem KADI und dessen gerechtem Urteil.

Dann kam der Sühnetermin am Hofe des KADI. Dieser hatte sich zuvor alle Unterlagen bringen lassen, bevor er die Zerstrittenen zu sich einlud. Obwohl der KADI darauf bestanden hatte, dass das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS ebenfalls erscheinen müsse, schickte dies nur seine ADVOKATIN, welche sich wirr und unwissend zeigte und ob ihrer schlechten Vorbereitung entschuldigte. Hierfür zeigte der KADI kein Verständnis, da bereits 6 lange Monde seit dem ersten Begehr zur Rückkehr der WEHRHAFTEN ins Land gegangen waren. Alles was die ADVOKATIN anzubieten hatte, war ein erneut erhöhtes Gebot auf 13.000, - Talerchen, mit welchem man nun endlich den gierigen Mund der WEHRHAFTEN stopfen und dem ganzen Disput ein finales Ende zu setzen gedachte. Doch auch diesmal weigerte sich die WEHRHAFTE. Sie bestand auf Rückkehr und bat den KADI um genaue Inaugenscheinnahme, wobei sie ganz auf sein gerechtes Urteil vertraue. Somit endete dieser Termin ohne Übereinkunft und die ADVOKATEN begannen ihre abscheuliche Schlammschlacht.

Zunächst musste die Gegenseite dem KADI darlegen, aus welch explizitem Grund man gegen eine Rückkehr war, und dies tat der vertretende ADVOKAT mit infamen Behauptungen. Man führte an, dass der neue LEHNSHERR nun nur noch einen verbliebenen Kunden habe und alle Dienste, welche die WEHRHAFTE bisher erledigt habe, nun nicht mehr von Nöten wären. Man habe zwar einen Ersatz für sie eingestellt, dieser wäre aber besser als sie und sei nur behilflich, bis man alle neuen Regelungen umsetzen konnte. In naher Zukunft wäre kein Platz mehr in den Stuben des neuen LEHNSHERRN, es verblieben nur noch Knechte in den Stallungen, um die Dienste zu verrichten. Für alle Behauptungen wurden das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS und die neue VASALLIN dem KADI als Zeugen benannt. Darauf erwiderte der Advokat der WEHRHAFTEn, zu welch großen Ehren die WEHRHAFTE in ihrem Leben gekommen war und welch großes Wissen sie sich erarbeitet hatte, und dass sie daher besser als jeder Fremde geeignet sei, die verbliebene Arbeit zu verrichten. Man schlug vor, die Vertreter des GEMEINWOHLs und der NOTHELFER zu laden, um deren Zeugnis als Bestätigung zu erhalten. Da verhöhnte die Gegenseite die WEHRHAFTE mit perfiden Worten. Es sei ihnen egal, ob und wann die WEHRHAFTE ihr großes Wissen erarbeitet und auch wann sie wofür geehrt worden sei. Der neue Knecht wäre nur bis zum Ende des Jahres hilfreich und würde dann ebenfalls zu Hause bleiben müssen.

So zerstritten erschienen beide Parteien erneut vor dem KADI. Das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS und seine ADVOKATIN kamen ohne Unterstützung durch Vertreter des neuen LEHNSHERRN und die WEHRHAFTE war verwundert, dass der KADI keine Zeugen geladen hatte, die jeweils die Aussagen bestätigen konnten. Mit bangem Gefühl betrat sie die Stube des KADI, da sie zum ersten Male in einem solch ehrfurchtsvollen Raume zu agieren hatte. Der KADI verlas Klageschrift und Gegendarstellung und hörte die jeweiligen Auslegungen der Parteien. Als die ADVOKATIN des bösen WEIBes der GESCHWISTER SKRUPELLOS an der Reihe war hörte der KADI mit besonderer Sorgfalt zu und stellte gezielt Fragen, die diese nicht oder nur unzureichend, ob ihrer wiederum sehr schlechten Vorbereitung beantworten konnte. Sie verstrickte sich in Widersprüche und konnte auch sonst nur vage Auslegungen machen, ohne jegliche Gewähr. Die WEHRHAFTE war empört, ob all dieser Lügen, da ihre Kollegen sie über alle Vorkommnisse in der Firma auf dem Laufenden gehalten hatten. Sie wollte ihrem ADVOKATEN sagen, dass er Einhalt gebieten solle, doch dieser beruhigte sie. Sie solle abwarten und den KADI und die ADVOKATIN der Gegenseite alleine streiten lassen. Erst wenn die Argumente ausgingen oder der KADI den üblen Lügen Glauben schenkte, würde er selbst klärend eingreifen. So stritten KADI die Gegenseite eine geraume Zeit, bis es dem Vertreter der Obrigkeit zu viel wurde.

Der KADI bedeutete der ADVOKATIN sie müsse zugeben, als Vertretung der WEHRHAFTEn würde sie die dünnen Beweise und Lügen der Gegenseite in der Luft zerreißen. Daraufhin versuchte die ADVOKATIN verzweifelt eine letzte List und behauptete, sie habe in den Gesetzesbüchern des Rechts irgendwo irgendwas gelesen, wonach der KADI ohne jeden Zweifel zu ihren Gunsten entscheiden müsse. Ob solcher Dreistigkeit musste der KADI nach Fassung ringen. Mit erkennbarem Missfallen verließ er den Raum und brachte wenige Augenblicke später aus seiner Amtsstube 2 dicke Gesetzesbücher, wovon er eines der ADVOKATIN hinlegte, damit diese die besagt wichtige Stelle heraussuchen solle. Nach geraumer Zeit benannte sie eine mögliche Stelle, doch der KADI winkte ab, da diese aus vollkommen anderem Zusammenhang gerissen war. Im Gegenzug fand nun er einen passenden Text, der genau das Gegenteil der gemachten Behauptungen bewies. Beschämt musste die ADVOKATIN gestehen, dass es die von ihr benannte Stelle nicht gab. Da die Zeit nun bereits weit fortgeschritten war, bot der KADI im Namen der Gegenseite die zuvor ermächtigte Summe von 14.000,- Talerchen und schickte die WEHRHAFTE mit ihrem ADVOKATEN vor die Tür zur Beredung des großzügigen Angebots. Der ADVOKAT riet ihr darauf einzugehen, da diese angebotenen Talerchen viel mehr seien, als ihr der KADI womöglich in einem Urteil jemals zusprechen durfte. Doch die WEHRHAFTE widersprach, dass ihr die Talerchen egal wären. Sie müsse ein klares Urteil haben und daher solle der KADI Recht sprechen, egal mit welcher Summe als Ausgleich. Man kam in den Gerichtsraum zurück und der ADVOKAT teilte dem KADI die gefasste Entscheidung mit, und dass man auf sein weises und gerechtes Urteil vertraue. Dann verließ die Gegenseite den Raum zur Beratung und der KADI sprach eindringlich auf die WEHRHAFTE ein. Sie müsse feststellen, dass man sie loswerden wolle, egal was es koste und dass es keine schöne Rückkehr für sie geben könne. Sie solle bedenken, wie schwer man es ihr machen und wie schlimm man sie behandeln würde. Doch die WEHRHAFTE blieb bei ihrer Entscheidung, dass sie wieder zurück in die Dienste des LEHNSHERRN wolle, da sie keine andere Möglichkeit der Dienstbarkeit sah. Danach kam die Gegenseite zurück und der KADI wies die WEHRHAFTE an, sich die Ohren zuzuhalten, da er nun der ADVOKATIN und dem bösen WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS einige mahnende Worte zu sagen habe. Er erklärte den Beiden, dass die WEHRHAFTE zurück an ihre Arbeit gehen dürfe. Fürderhin drohte er, sofern man die WEHRHAFTE nicht so behandele wie dies Rechtens sei, würde man die Beiden wiederum vor den KADI zitieren, der sie dafür streng bestrafte. Ob solch frevelhaften Verhaltens könnten sie herfür keinerlei Gnade von seiner Seite erwarten. Er habe im Vorfeld keinerlei Zeugen geladen, da er auch ohne diese einen umfassenden Einblick und Aufklärung erhalten konnte, um zu einem gerechten Urteil zu gelangen. Vor allem blieben dadurch die neue VASALLIN des LEHNSHERRN und mögliche, andere Zeugen der Gegenseite vor einem falschen Zeugnis am Hofe des KADI verschont.

Obwohl er versuchte, das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS von weiterem falschen Zeugnis zu bewahren, ergriff dies selbst ungefragt und voll verbissenen Hasses das Wort, um erneut seine Lügen kundzutun. Mit vor Aufregung bebender Stimme versicherte es scheinheilig dem KADI, dass man die WEHRHAFTE sehr gerne weiterhin in Diensten gehalten hätte, nun aber lediglich ein einziger Käufer und somit kaum mehr zu verrichtende Arbeit verblieben sei. Der neue Knecht sei nur hilfreich bis zum Ende des Jahres und danach würden er und viele andere Mägde und Knechte das Haus des neuen LEHNSHERRN verlassen müssen, um sich eine neue Fron zu suchen.

Nach diesem unnötigen Falsch schloss der KADI den Disput und schickte die zerstrittenen Parteien nach Hause. Das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS zischte beim Verlassen des Raumes, dass die WEHRHAFTE nie wieder zurückkommen dürfe und sie alles für die Umsetzung gäbe, egal wieviele Talerchen dies am Ende koste. Wie alle unvorsichtig geäußerten Worte speicherte die WEHRHAFTE auch dies wichtige Detail ab, um bei nächster Gelegenheit darauf aufzubauen.

Nun warteten alle gespannt auf das gesprochene Urteil des KADI und nach einigen Tagen traf seine Entscheidung ein. Er ordnete per Dekret an, dass die WEHRHAFTE umgehend in die gewohnten Dienste zurückkehren dürfe und der neue LEHNSHERR sie besonders schonend einarbeiten müsse. Diese frohe Kunde teilte die WEHRHAFTE ihren Kollegen mit, doch zur gleichen Zeit entschieden die NOTHELFER zum Schaden der WEHRHAFTEN. Sie glaubten dem falschen Zeugnis des bösen WEIBes der GESCHWISTER SKRUPELLOS und erlaubten, dass dies die WEHRHAFTE aus den Diensten des neuen Lehnsherrn entfernen dürfe.

Diese Nachricht stimmte die WEHRHAFTE traurig, denn es war ihr unverständlich, wie die NOTHELFER wider besseren Wissens so entscheiden konnten. Sie waren damals zugegen, als das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS sie beschuldigte und übelst verleumdete, also hatten sie Kenntnis der wahren Gründe für das Begehr sie loszuwerden. Die WEHRHAFTE beschloss nun ihrerseits auf eine Rückkehr zu verzichten, obwohl der KADI zu ihren Gunsten Recht gesprochen hatte. Das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS sollte aber nicht ungeschoren davonkommen und so viel als möglich dafür zahlen. So nannte sie ihrem ADVOKATEN die unfassbare Summe von 25.000.- Talerchen, wofür sie bereit wäre, auf ihre Rückkehr zu verzichten. Die Gegenseite schluckte ob der hohen Summe, doch bereits 1 Stunde später schickte man das Einverständnis, sofern die WEHRHAFTE auf weitere Forderungen verzichtete. Die WEHRHAFTE stellte jedoch noch weitere Forderungen und nachdem die Gegenseite zähneknirschend auch hierzu einwilligte, wurde der Kontrakt geschlossen.

Nun begann die WEHRHAFTE ihre Beweise zu sichten, die sie während der ganzen schlimmen Zeit penibel dokumentiert hatte. Das böse WEIB der GESCHWISTER SKRUPELLOS durfte nicht unbeschadet aus dieser Sache herauskommen, aller Schaden und alle Schmach musste gesühnt werden, damit sie für ihre Vergehen zahlte. Die vielen Talerchen löhnte der neue LEHNSHERR, ohne wohl Kenntnis der perfiden Vorgehensweise des bösen WEIBES der GESCHWISTER SKRUPELLOS zu haben.

Die WEHRHAFTE legte ihre Tarnkappe ab und bevor der Tag zur Neige ging, erstarkte sie Phönix gleich als KRIEGERIN.

 

…UND DIE MORAL VON DER GESCHICHT'

 

BLEIB' COOL UND WAHRE DEIN POKERGESICHT

WENN DU DEIN ZIEL ZU VERBISSEN ANVISIERST

DU SCHNELL DIE NÖTIGE VORSICHT UND DECKUNG VERLIERST!

 

© Liane Porger

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